Das Reinheitsgebot einfach erklärt

Bier-Reinheitsgebot

Das Reinheitsgebot?

Eine wirklich gute Idee.

Es stellt nämlich die Basis für das Bier dar, das wir heute kennen und lieben.

Doch warum wurde das Reinheitsgebot vor über 500 Jahren erdacht?

Was bedeutet es eigentlich?

Und: Wer hat es erfunden?

In diesem Beitrag erfährst Du alles, was Du zum weltbekannten Biergebot wissen musst.

Was ist das Reinheitsgebot?

Das Reinheitsgebot gibt es seit 1516.

Mit Blick auf die Jahreszahl zeigt sich:

Das Biergebot ist alt.

Weltweit handelt es sich sogar um eines der ältesten Reinheitsgebote.

In Sachen Bekanntheit lässt es sich aber kaum übertreffen.

Dabei legt das Reinheitsgebot in seiner ursprünglichen Form fest, dass nur drei Zutaten im Bier vorkommen dürfen.

Das sind

  • Wasser,
  • Hopfen und
  • Gerstenmalz

Die Bierhefe wurde im Erlass der Monarchen Wilhelm und Ludwig jedoch nicht erwähnt, da ihre Funktion damals noch nicht bekannt war.

Hefe ist für die Bierherstellung jedoch unverzichtbar.

Aus diesem Grund umfasst das heutige Gebot vier Zutaten.

Übrigens: Wenn wir vom Reinheitsgebot aus dem Jahr 1516 sprechen, meinen wir die bayerische Variante davon.

Erst viel später wurde das Deutsche Reinheitsgebot eingeführt, das eine Erweiterung davon ist.

Außerhalb Bayerns war es auch nach 1516 problemlos möglich, viele andere Inhaltsstoffe ins Bier zu mischen.

Eine kurze Geschichte des Reinheitsgebots

Bier trinken Menschen schon lange.

Sehr lange.

Und nein, nicht die Mönche im Mittelalter haben es erfunden.

Sie haben nur den Brauprozess verfeinert.

Wo und wann Bier exakt erfunden wurde, das ist bis heute auch nicht zu 100 Prozent geklärt.

Außerdem ist anzunehmen, dass der Gerstensaft damals viel weniger Alkohol als heutiges Bier enthielt.

Darüber hinaus gab es einen weiteren Vorteil:

Hopfen tötete beziehungsweise tötet Bakterien ab.

Nicht nur aus diesem Grund tranken viele Leute damals neben Wein und Wasser auch viel Bier.

Schließlich war und ist Bier auch nahrhaft, was unter den damaligen Lebensbedingungen ein nicht zu unterschätzender Vorteil war.

Doch zurück zum Biergebot:

Wie ist das Reinheitsgebot entstanden?

Herzog Wilhelm IV und sein Bruder Ludwig X. regierten damals gemeinsam in Bayern.

Die damaligen Brauereien experimentierten gerne mit den Zutaten, die sie in ihr Bier mischten.

Das konnte schnell gefährlich werden.

Bereits Mitte des 12. Jahrhunderts war das ein großes Problem.

Schlechtes Bier zu brauen, wurde irgendwann sogar bestraft.

Jedoch war die Qualitäts-Kontrolle eher mühselig.

Das Problem mit dem gesundheitsgefährdenden Bier blieb also bestehen.

Es musste dennoch geklärt werden.

Auch ein einheitlicher Bierpreis war gefragt.

Was lange braucht, wird endlich gut:

Am 23. April 1516, dem Georgitag, versammelten Wilhelm und Ludwig alle bayerischen Stände am Ständetag in Ingolstadt um sich.

Dort verabschiedeten sie vor über 500. Jahren das Reinheitsgebot.

In der heutigen deutschen Bierverordnung ist es aber erst seit wenigen Jahrzehnten zu finden.

Dazu kommen wir später noch.

Und:

Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit gab es für das Reinheitsgebot noch keine offizielle Bezeichnung.

Es handelte sich also schlicht um Verbote und Gebote beim Bierbrauen.

Noch mehr Wissen zum Reinheitsgebot

Das Reinheitsgebot mag zwar ein goldener Oldie sein.

Dennoch ist es mit seinen knapp über 500 Jahren im Vergleich zu anderen Anordnungen recht jung.

Schließlich trinken die Menschen schon seit Jahrtausenden Bier.

Auch vor Wilhelm und Ludwig hatten sich die Menschen mit Geboten zum Brauen auseinandergesetzt.

So auch Herzog Albrecht IV. im Jahr 1487.

Er regelte damals einen einheitlichen Preis für eine Maß Winterbier und Sommerbier, wobei die Anordnung nur für München gelten sollte.

Die Brauer stimmten hierbei dem Preu-Aid zu, indem sie vor dem herzoglichen Rentmeister von Oberbayern einen Brau-Eid leisteten.

Einige Jahre später, in 1493, erließ Herzog Georg der Reiche von Bayern-Landshut eine weitere Verordnung.

Es ist nicht auszuschließen, dass sie auf das spätere Biergebot Einfluss nahm.

Im Reinheitsgebot aus 1516 findet sich übrigens diese bekannte Zeile:

Wie das Pier Summer un Winter auf dem Land sol geschenckt und prauen werden.*

*Zur besseren Lesbarkeit habe ich die Namenswörter großgeschrieben.

Das übersetze ich so:

Wie das Bier im Sommer und im Winter auf dem Land soll ausgeschenkt und gebraut werden.

Es handelt sich also klar um das weltbekannte Reinheitsgebot.

Zugleich ist es wohl nicht nur mit Blick auf die Gesundheit der Bevölkerung erlassen worden.

Schöne Vorstellung, aber:

Das Stärken der bayerischen Bierbrauer gegenüber der Konkurrenz war mit Sicherheit genauso wichtig.

Was natürlich absolut ok ist.

Auch half das Reinheitsgebot dabei, die damals nicht im Überfluss vorhandenen Ressourcen zu schonen.

Vereinfacht gesagt:

  • Gerste sollte zum Brauen genutzt werden.
  • Hafer für das Füttern der Pferde.
  • Und Weizen war für das Backen von Brot vorgesehen.

Vom Deutschen zum Bayerischen Reinheitsgebot

Es heißt, dass trotz des Reinheitsgebots in den Jahren nach 1516 Geschmacksexperimente mit Bier durchgeführt wurden.

Zumindest außerhalb Bayerns.

Auch war es sicher nicht einfach, sämtliche Wirtshäuser und Schankbetriebe zu kontrollieren.

Die Freude am fröhlichen Auspro-bieren ging also weiter.

Recht lange, sogar.

Fast 400 Jahre.

Dennoch war es den Brauereien sehr wichtig, das Reinheitsgebot flächendeckend zu verankern.

Die nach ihm gebrauten Getränke erfreuten sich nämlich einer regen Beliebtheit.

So schlossen sich viele Staaten über die Jahrhunderte nach und nach dem Biergebot an.

1906 schließlich war es dann so weit:

Das Reichsgesetz vom 7. Juni 1906 verankerte es in der Norddeutschen Biersteuergemeinschaft.

Nach dem Ersten Weltkrieg war das Reinheitsgebot sogar der Faktor, ob Bayern der Weimarer Republik beitreten würde.

Da das der Fall war, galt es ab 1918 für das gesamte Reichsgebiet.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebot schließlich im Biersteuergesetz verankert.

Das gilt für die Fassung der Bekanntmachung vom 14. März 1952.

Heute findest du das Biergebot in § 9 des Vorläufigen Biergesetzes.

Es handelt sich dabei um die Neufassung vom 29. Juli 1993.

Worin unterscheiden sich das Deutsche und das Bayerische Reinheitsgebot?

Offensichtlich:

Es gibt das Bayerische und Deutsche Reinheitsgebot.

Doch worin unterscheiden sie sich?

Betrachtest du unsere (kurze) geschichtliche Zusammenfassung, fällt das Alter auf.

Das Gebot von 1516 war ja für Bayern bestimmt.

Außerhalb davon ging das Ausprobieren weiter.

Dadurch handelt es sich beim Bayerischen Reinheitsgebot um die Grundlage des Deutschen Reinheitsgebots.

Es ging Anfang des 20. Jahrhunderts daraus hervor.

Dennoch gibt es zwei wichtige Unterschiede, die du kennen solltest:

Das Bayerische Reinheitsgebot ist definitiv enger gefasst.

Außerhalb Bayerns können Brauereien beispielsweise vom Reinheitsgebot abweichen, wenn Biere für den Export bestimmt sind.

Das ist für bayerische Brauereien nicht möglich.

Auch können Braumeister und -meisterinnen obergärige Biere außerhalb des Freistaats technisch reinen

  • Rohr-,
  • Rüben-
  • und Invertzucker

für die Bierherstellung nutzen.

Das ist in Bayern verboten, wenn Biere nach dem Reinheitsgebot gebraut werden soll.

Wann ist der Tag des Reinheitsgebots?

Seit 1994 findet jedes Jahr am 23. April der Tag des Deutschen Bieres statt.

Das Datum kommt nicht von ungefähr.

Schließlich wurde damals das Reinheitsgebot in Ingolstadt verabschiedet.

Jedoch gibt es auch einen Internationalen Tag des Bieres, den International Beer Day.

Er fällt jedes Jahr auf den ersten Freitag im August.

Gilt das Bierreinheitsgebot für jede Biersorte?

Nein, außerhalb Bayerns gibt es eine Ausnahmeregelung für das Einhalten des Reinheitsgebots.

So besagt § 9 Abs. 7 im Vorläufigen Biergesetz, dass auch die sogenannten „besonderen Biere“ gebraut werden dürfen.

Diese müssen nicht dem Reinheitsgebot entsprechen.

Wie lässt sich das Reinheitsgebot von 1516 mit Craft Beer vereinbaren?

Craft Beer ist großartig!

Tatsächlich sind die meisten Biere davon auch nach dem Reinheitsgebot gebraut.

Zumindest in Deutschland.

Eine meiner liebsten Biermarken, Crew Republic, braut ebenfalls nach dem Biergebot von 1516.

Aus diesem Grund passen beide hervorragend zusammen.

Jedoch gehen beim Thema die Meinungen auseinander.

Viele Menschen fragen sich, ob das Reinheitsgebot beziehungsweise das Vorläufige Biersteuergesetz aus dem Jahr 1993 noch zeitgemäß sind.

Ich bin da ehrlich gesagt zwiegespalten.

Jede Medaille hat zwei Seiten.

Was meinst du?

Was darf nicht ins Bier?

Das Reinheitsgebot regelt, welche Zutaten ins Bier dürfen.

Jedoch steht darin eben auch, was nicht in den Gerstensaft gegeben werden darf.

Das wird oft unterschätzt, ist jedoch genauso wichtig.

Dabei haben wir gemeinsam herausgefunden, dass das Reinheitsgebot von 1516 zwar verbindlich ist.

Ausnahmen bestätigen aber die Regel.

Ein wichtiger Hinweis ist an dieser Stelle auch, dass das Reinheitsgebot die Hinzugabe von tierischen Produkten ins Getränk regelt.

Lebst du vegan oder bevorzugst du wie ich vegane Kost, ist das natürlich wunderbar.

Beachte dabei jedoch, dass es sich bei Biermischgetränken wie Radler anders verhalten kann.

Die meisten Hersteller verzichten zwar auf tierische Inhaltsstoffe.

Es kann aber sein, dass Lieferanten in Etiketten oder Druckerfarben nicht-vegane Zusätze verarbeiten.

Bei Öko Test kannst du mehr zum Thema Ist Bier vegan? lesen.

Und: Magst du bei Biermischgetränken auf Nummer sicher gehen, stellst du dir am besten deine eigene Mischung zusammen.

Hier verrate ich dir zum Beispiel, wie du ein bayerisches Radler einfach selber mischen kannst.

Das Reinheitsgebot – mehr als eine Zutatenliste

Als ich damit begann, diesen Beitrag zu schreiben, dachte ich mir nicht viel.

„Was gibt es zum Reinheitsgebot schon großartig zu schreiben?“

Schließlich ist es keine Unbekannte.

„Es stammt aus 1516. Und schreibt den Inhalt im Bier vor. Punkt. Ende. Aus.“

Nein, das war von mir ein wenig kurz gedacht.

Wenn du bis hierhin gelesen hast, dann ist es dir aufgefallen:

Im Reinheitsgebot steckt so viel mehr als eine kurze Zutatenliste drin.

Es ist ein einzigartiges Kulturgut mit jahrhundertealter Tradition.

Ich finde ja, dass das den Biergenuss noch facettenreicher macht.

Viel facettenreicher.

Was sagst du dazu?

Welche Besonderheit des Reinheitsgebots hat dich am meisten überrascht?

Schreib es gerne in die Kommentare! 🙂

Bei mir war es definitiv die Bedingung zum Beitritt zur Weimarer Republik.

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